Definition: Was ist gelegentlicher Cannabiskonsum?
Im medizinisch-psychologischen Kontext in Deutschland gilt gelegentlicher Konsum als:
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Mehrmaliger Konsum von Cannabis
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Keine körperliche oder psychische Abhängigkeit
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Bewusst gesteuertes Verhalten
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Kein Konsum im Rahmen von Kontrollverlust oder regelmäßiger Einnahme
Einmaliger Konsum ist rechtlich weniger relevant. Doch bei mehrfachem Konsum – auch ohne Bezug zum Straßenverkehr – kann bereits die Eignung zum Führen eines Fahrzeugs infrage gestellt werden.
Wann droht die MPU trotz gelegentlichem Konsum?
Die MPU kann auch dann angeordnet werden, wenn du nicht berauscht gefahren bist. Typische Konstellationen:
Situation | MPU-Wahrscheinlichkeit |
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THC im Blut beim Fahren | Sehr hoch |
Polizeikontrolle mit Drogentest | Hoch |
Aussage “Ich kiffe ab und zu” | Hoch |
Anzeige wegen Besitz ohne Fahrt | Mittel |
Nur Verdacht oder Vermutung | Gering, aber möglich |
Relevant ist hier besonders die aktive THC-Konzentration im Blut. Ab 1,0 ng/ml THC gilt man im Verkehrsrecht als fahruntüchtig – unabhängig von tatsächlichem Fahrverhalten oder Unfallfreiheit.
Fallbeispiel: Gelegentlich gekifft – Führerschein weg
Ein 23-jähriger Mann wird an einem Montagmorgen routinemäßig kontrolliert. Er ist nüchtern, verhält sich unauffällig – aber der Schnelltest ist positiv. In der Blutuntersuchung zeigt sich 1,4 ng/ml THC.
Er gibt an, am Samstagabend einen Joint konsumiert zu haben.
Folge:
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Führerschein wird sofort eingezogen
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MPU-Anordnung nach § 11 FeV
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Sechs Monate Abstinenznachweis
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Gesamtkosten inkl. Testung, Beratung, MPU: über 2.500 €
Obwohl er nicht berauscht gefahren ist, war die reine Restkonzentration im Blut für die Behörde Grund genug, an seiner Fahreignung zu zweifeln.
Wie lange ist THC nachweisbar?
Je nach Konsumverhalten und Körperkonstitution kann THC über unterschiedlich lange Zeiträume nachgewiesen werden:
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Blut: 6–48 Stunden (aktive THC-Konzentration relevant für MPU)
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Urin: 3–14 Tage bei gelegentlichem Konsum
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Haare: bis zu 3 Monate (für Abstinenznachweis)
Je mehr Körperfett man hat, desto länger bleibt THC im System gespeichert. Wichtig: Der THC-COOH-Wert im Urin sagt wenig über akute Fahruntüchtigkeit, ist aber entscheidend bei Abstinenznachweisen.
Was prüft die MPU bei gelegentlichem Konsum?
Der medizinisch-psychologische Gutachter interessiert sich nicht nur für Laborwerte, sondern für deine innere Haltung zum Konsum. Besonders wichtig:
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Einsicht in vergangenes Verhalten
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Vermeidungshaltung: Wie gehst du künftig mit Situationen um, in denen Konsum angeboten wird?
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Stabilität im Alltag: Beruf, Freundeskreis, Freizeit
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Abstinenzbelege: Urin- oder Haaranalysen über 6 bis 12 Monate
Kann man sich auf die MPU vorbereiten?
Ja – und es wird sogar dringend empfohlen. Vor allem, wenn du nur gelegentlich konsumiert hast, lohnt es sich, mit einem Fachanwalt zu klären, ob die MPU rechtlich überhaupt zulässig ist.
Eine MPU-Vorbereitung kann beinhalten:
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Beratungsgespräche bei Verkehrspsychologen
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Schulung zum verantwortungsbewussten Konsumverzicht
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Erlernen von Risikovermeidung im Alltag
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Nachweis von Abstinenz (regelmäßige Urintests oder Haaranalysen)
Welche Rolle spielt der Rechtsanwalt für Verkehrsrecht?
Ein erfahrener Rechtsanwalt Verkehrsrecht kann:
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Die Rechtmäßigkeit der MPU-Anordnung überprüfen
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Akteneinsicht beantragen und Beweise prüfen
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Fehler bei Blutentnahme oder Testverfahren identifizieren
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Eine Verwaltungsgerichtsklage einreichen, falls die MPU unrechtmäßig angeordnet wurde
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Dich strategisch auf die MPU vorbereiten oder ganz verhindern
Tipps zur MPU-Vermeidung bei gelegentlichem Konsum
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Nach dem Konsum mindestens 72 Stunden nicht fahren
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Niemals während der Fahrt konsumieren – auch nicht als Beifahrer
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Keine Aussagen bei der Polizei ohne Anwalt
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Frühzeitige Abstinenztests starten, wenn MPU droht
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Anwalt einschalten, bevor du auf Schreiben der Führerscheinstelle reagierst
Fazit: Auch gelegentlicher Konsum kann teuer werden
Viele unterschätzen die Gefahr, weil sie nur gelegentlich kiffen. Doch die deutsche Rechtsprechung ist streng. Wer keine Einsicht zeigt oder keine klare Strategie verfolgt, riskiert schnell eine MPU, ein langes Verfahren – und hohe Kosten.
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